Apropos Apostroph (’)

Nur ein Häkchen, sagen Sie? Wenn Sie wüssten! Das kleine Ding hat es nämlich ganz schön in sich. Und: Alle möglichen Texte, Schriftzüge, Schlagzeilen, Aktionstafeln und Leuchtreklamen tragen es in sich. Beziehungsweise ihn, den Apostroph. Und wie mir scheint, werden es immer mehr: «SALE in Susi’s Boutique», «Killt das Internet die Musik-CD’s?», «Die Kantonspolizei verfolgte den Taschendieb durch’s Niederdorf» – überall bleibt das verflixte Häkchen hängen.

Aber jetzt kommt’s: Ausser in der soeben gemachten Ankündigung links hat es in keinem der genannten Fälle etwas zu suchen. In der deutschen Sprache zumindest.

«Apostroph (Sprachwiss.): Häkchen, das den Ausfall eines Lautes od. einer Silbe kennzeichnet; Auslassungszeichen»
— Zitat Duden

Wer also lieber – zugegeben etwas umgangssprachlich – «geht’s» schreibt als «geht es», der darf. Denn hier ersetzt der Apostroph ganz einfach das fehlende «e». Wer aber gern «ins Schwimmbad» geht oder nacher «im Bikini durchs Dorf» flaniert, muss leider auf das Häkchen verzichten. Denn es ist nur erlaubt, wenn es einen einzigen Vokal ersetzt. Zwei Buchstaben, die fehlen, wenn man «in das», «durch das» oder auch «um das» zu einem Wort zusammenzieht: VERBOTEN! Deutsche Sprache, strenge Sprache.

Wenn wir schon bei den Verboten sind: Das Häkchen beim Genitiv anhängen geht ebenfalls GAR NICHT. Das Etablissement, in dem Susi ihre trendigen Stoffe an die gut betuchte Kundschaft bringt, heisst also korrekterweise «Susis Boutique». Nur die Angelsachsen erlauben hier den Apostroph – zumindest solange Präsident Trump kein Dekret dagegen erlässt. Und darum nennt man diesen Genitiv auch den «Sächsischen Genitiv». Also, eigentlich müsste es ja «Angelsächsischen» heissen. Aber wir Deutschsprachigen lassen ja gerne etwas aus, nicht wahr!

Sind Sie noch am Lesen? Dann noch ein weiteres Verbot, Duden sei Dank das letzte für dieses Mal. Es betrifft eine weitere sprachliche Unart, die zwar nicht aus dem Angelsächsischen entlehnt ist, auch wenn sie dort leider ebenfalls Blüten treibt wie hierzulande die Neophyten entlang der Bahndämme und Seeufer. Meine blumige Einleitung bezieht sich auf das unselige Plural-«s», das seit einigen Jahren rücksichtslos an vorwiegend importierten Substantiven und Neologismen wie «CD», «Shop», «Blog», «Flatscreen TV» usw. Wurzeln schlägt – mithilfe, genau, des Häkchens. Also bitte: Sofort ausreissen, das Zeugs – denn es gibt keine «CD’s» und «Shop’s», nur «CDs» und «Shops». Oft haben ohnehin deutsche Begriffe und ihre Abkürzungen gar kein «s» im Plural! Ein KMU bleibt also ein KMU, egal, wie viele davon auch nach unzähligen weiteren gescheiterten USR (ebenfalls ohne «s») noch in der Schweiz neu gegründet werden.

So, und das wär’s jetzt. Übrigens mit Häkchen oder ohne. Denn das ist, ich wollte es Ihnen für den Schluss aufsparen, bei Auslassung des «e» zwar gern gesehen, aber … fakultativ. Gehts noch? Aber ja!

Mehr Infos zum Thema, wenige Ausnahmen und einiges zum Schmunzeln gibt’s hier.

 


Aller Anfang …: Ach, wie fängt man einen Blog an? Am besten wohl am Anfang, habe ich mir gedacht, also mit «A». Kommt folglich nächstes Mal ein Thema mit «B»? Falls ich bereits ein paar Leser bzw. Leserinnen angezogen habe, so kann ich diese beruhigen: Ja, in Folge zwei ist der Bindestrich an der Reihe. Ob ich zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Thema finden werde? Wir wollen mal lieber nicht zu viel versprechen. Eines ist aber sicher: Etwas, das den Korrekturstift zum Glühen bringt, dürfte regelmässig Eingang in diesen Blog finden. Kommentare und Vorschläge sind natürlich jederzeit willkommen. Wohlgemerkt: Alles im Dienste der richtigen, wenn auch vielleicht nicht immer politisch korrekten Sprache! – Ihr Korrektor