C comme confort – mais pas comme il faut*

Korrekt: Eigentlich sollte hier die Kolumne zum Thema «B» stehen, wie in Folge eins angekündigt. Doch aus aktuellem Anlass sehe ich mich gezwungen, hier bereits eine erste «Notfallübung» einzuschieben. Eine Korrektur-Operation am offenen Prospekt sozusagen. Denn was da kürzlich in meinem Briefkasten landete, hat mich sprachlich doch fast ein wenig sprachlos werden lassen. Und hoffentlich nicht nur mich, sondern auch andere des Deutschen mächtige Konsumenten, die sich die Mühe machen, Gratiswerbung vor der Entsorgung hin und wieder auch zu lesen.

(Räusper!) Liebes frankophones Möbelhaus mit Schweizer Ableger seit 1976, ich habe soeben Ihren Frühjahrsprospekt 2017, gültig vom 21. Februar bis zum 27. März, erhalten und studiert. Und ich bin der Meinung, er wäre nach dem beherzten Eingriff eines Korrektors schon noch ein wenig überzeugender geworden. Weil Werbeaussagen halt doch am besten funktionieren, wenn man nicht zuerst darüber stolpert wie über eine Verwerfung im Polyesterteppich aus ebendiesem Prospekt. Damit Sie verstehen, was ich meine, werde ich die aktuelle Kolumne ein wenig möblieren, pardon, illustrieren.

Beweisstück 1, Titelseite: Ein Satz mit vier Fehlern drin, das ist schon ein fulminanter Auftakt. Haben Sie sie entdeckt? Erstens: Nach «Preise» muss ein Komma gesetzt werden, weil ihm mit «um … einzurichten» eine finale nebensatzwertige Infinitivgruppe folgt, also ein Nebensatz. Und Nebensätze müssen immer mit Komma abgetrennt werden. Zweitens: Da, wo Sie zu Hause sind, ist Ihr Zuhause – und nicht Ihr «zu Hause». Drittens: «Wünsche» schreibt man immer gross, weil sie ein Substantiv sind, auch im Dativ, also «Wünschen». Viertens: Im Deutschen hat es vor keinem Satzzeichen, das einen Satz abschliesst, einen Leerschlag. Und fünftens hätte ich noch einen Tipp: «super Preise» ist nicht eigentlich falsch. Aber wäre es nicht ein wenig werbewirksamer gewesen, gleich «Superpreise» zu schreiben? Fett natürlich!

Beweisstück 2, Seite 3: Hier geht’s munter weiter. Zuerst das, was so ins Auge sticht, dass es ein wenig wehtut: Was ist wohl gemeint mit «DAS GANZE ÜBER JAHR»? Einverstanden, 2017 verspricht ein aussergewöhnliches Jahr zu werden, dafür sorgen ein paar Leute auf dieser Welt, die auch ganz gern mit grossen Worten um sich werfen (und die hin und wieder auch ALLES NUR NOCH IN GROSSBUCHSTABEN SCHREIBEN, WENN SIE SICH ÄRGERN). Aber dann doch bitte «ÜBER-JAHR», gekoppelt. Oder sollte hier nicht eher «DAS GANZE JAHR ÜBER» stehen? Und wenn wir schon am Aufräumen sind: Im Kleingedruckten sollte beim Preis nach dem Dezimalpunkt ein langer Strich stehen, weil das hierzulande so üblich ist. Ausserdem: Nach dem Komma sollte der Satz klein weitergehen, auch wenn er auf einer neuen Zeile steht. Warum steht er überhaupt auf einer neuen Zeile?

Beweisstück 3, Seite 5: Nun, da flogen wohl gerade die Korrektoren in die Ferien, als der Prospekt in der Produktion war. Denn sonst würde nicht gleich der erste Satz auf dieser Seite mit einem dicken Schreibfehler beginnen.

Um ehrlich zu sein, beendete ich nach diesem Satz die Lektüre, ich hatte genug gesehen und musste mich zuerst einmal auf mein eigenes Sofa setzen – übrigens nicht bei Ihnen erstanden. Ein Tipp also, liebes frankophones Möbelhaus mit Schweizer Ableger seit 1976: Wenn Sie auch mich einmal als Kunden gewinnen wollen, dann müssen Sie sich einfach noch ein wenig mehr anstrengen. Ganz besonders, was korrektes Deutsch angeht. Ihre Preise wären ja schon ganz okay.

Und nun zurück zu Ihnen, liebe Leserinnen und Leser im Allgemeinen. Wenn auch Sie mir bis hierher gefolgt sind, dann ein Versprechen: In der nächsten Folge von «Kägis korrekter Kolumne» geht es wirklich mit «B» weiter!

* Grob übersetzt, unter Zuhilfenahme eines Fermdbuchstabens: «K wie Komfort, aber nicht ganz konform mit den Regeln»

2 Kommentare

  • Rolf + Ludmilla Kägi
    Supper! Fader unt Mader.
    • Autor
      Ein Hoch auf die Kritiker und Unterstützer! Doch der nächste «dicke Hund» bellt sicher schon bald! – MK